Nach zwei Jahren war es heuer wieder möglich, die traditionelle Fronleichnamsprozession abzuhalten. Wir trugen den Herrenleib durch die Straßen unseres Dorfes und bezeugten so unseren Glauben an Seine Gegenwart in der Eucharistie. Und sie waren alle gekommen: der Kirchenchor und die Bürgerkapelle, die uns mit ihrem Gesang und der Musik festlich stimmten, die Ministranten, die Kommunionkinder, die Jesus Blumen streuten, die Schützenkompanie, die zu jedem Evangelium die Ehrensalve abfeuerte, Vertreter der öffentlichen Verwaltung und des Pfarrgemeinderats und viele Gläubige, manche davon in ihrer schmucken Tracht. Die gelbweiße Farben der Kirche und unsere Tiroler Fahne wehten in den lauen Sommermorgen und auch die kostbaren Prozessionsfahnen wurden natürlich wieder mitgetragen.
Nach dem vom Chor mitgestalteten Festgottesdienst in der Heilig-Kreuz-Kirche bewegte sich die Prozession über die Erzherzog-Eugen-Straße zur Kapuzinerstraße zum ersten Evangelium und weiter über den Kirchweg nach Niederlana. Die Hofeinfahrten längs der Strecke waren mit Blumen, Kerzen und heiligen Bildern geschmückt, zur Freude der Teilnehmer, die gleichzeitig an den Herrn erinnert werden sollten. Im Laufe der Strecke wurde viermal das Evangelium verkündet, unsere Bitten um Gesundheit, um eine gute Ernte und um Heil an Leib und Seele stiegen zum Herrn empor, und jedes Mal empfingen wir den Segen mit der Monstranz. Nach dem Schluss-Segen in der altehrwürdigen Pfarrkirche Niederlana erscholl das „Großer Gott, wir loben Dich“, in das wohl manch einer seinen Dank für die überstandene schwere Zeit einfließen ließ und die innige Bitte nach oben schickte, dass der Herr des Lebens uns vor solch einer Pandemie in Zukunft verschonen möge.
Es ist gut, wenn wir uns unserer katholischen und Tiroler Bräuche bewusst bleiben. Das religiöse Geheimnis, das dahinter steckt, ist jedoch noch tiefer. Wir bekennen, dass Jesus Christus selbst in der Eucharistie gegenwärtig ist. Er hat ja gesagt: „Mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise und mein Blut ist wahrhaft ein Trank“ (Joh 6,56). Die hl. Mutter Teresa sagte dazu: „Was konnte Jesus noch mehr für mich tun als sich mir zur Speise zu geben?“ Wenn wir uns auf dieses Geheimnis einlassen, und die zärtliche Liebe Jesu annehmen, dessen Heiligstes Herzen weit offen für uns steht, werden wir traditionelle Feste wie Fronleichnam und den Herz-Jesu-Sonntag mit noch tieferer Freude begehen.
Text und Bilder: Veronika Margesin
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