Schon vor 50 Jahren, als wir noch Kinder waren, wurden wir einmal im Jahr eingeladen, für die verfolgte Kirche zu beten. Damals verlief mitten durch Europa der Eiserne Vorhang und wir alle wussten, dass hinter diesem Vorhang Christen und andere Regimekritiker erbarmungslos verfolgt wurden. Durch unser Gebet wollten wir diesen Menschen Kraft geben und ihre Befreiung erreichen. Männer, Frauen und damals auch Kinder und Jugendliche opferten jeweils am Passionssonntag eine Stunde, um vor dem Allerheiligsten in diesem drängenden Anliegen zu beten.
Unsere Bitten schienen erhört worden zu sein, als der Eiserne Vorhang im Jahr 1989 fiel und die Kirche der ehemaligen Ostblockländer ihre Freiheit wiedererlangten. Die Spuren jedoch blieben erhalten. Ostdeutschland ist heute das am meisten entchristlichste Land Europas. Jahrzehnte später erzählt uns Bischof Joseph Werth SJ aus Novosibirsk vom Ausmaß der 70-jährigen Unterdrückung der Kirche in der Sowjetunion.
Leider ist mit dem Fall des Kommunismus in Osteuropa die Christenverfolgung nicht von der Erde verschwunden. Noch heute gibt es kommunistisch regierte Staaten, allem voran Nordkorea, aber auch islamische Länder, in denen es gefährlich ist, auch nur eine Bibel zu besitzen, erst recht, sich zum Glauben zu bekennen. Auf die Konversion zum Christentum steht in den meisten islamischen Ländern die Todesstrafe. In Marokko beispielsweise ist es einheimischen Christen verboten, in die Kirche zu gehen (Quelle: Wikipedia). Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Vor allem die überkonfessionelle Organisation Open doors, aber auch das katholische Hilfswerk Kirche in Not (gerade als Hilfe für die Kirche in Osteuropa gegründet), weisen immer wieder auf die wachsende Christenverfolgung weltweit gerade in unserer Zeit hin. Siehe:
Weltverfolgungsindex Karte | Open Doors Deutschland Und selbst in unserer westlichen Gesellschaft ist es zunehmend unerwünscht, eine eigene Meinung zu vertreten, wenn es zum Beispiel um den Schutz des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod oder um das christliche Verständnis um Sexualität, Ehe und Familie und um andere brisante Themen geht.
Im Wissen um diese Not und weil Christenverfolgung uns alle angeht, werden bei uns in Lana auch heute noch die jährlichen Anbetungsstunden für all jene gehalten, die wegen ihres Glaubens und ihrer Anschauung benachteiligt, gefoltert oder gar getötet werden. In diesem Jahr wurden Gebetsstunden wegen der Errichtung der Seelsorgeeinheit auf den 4. Fastensonntag vorverlegt und nacheinander von der Franziskanische Gemeinschaft, der Katholischen Frauenbewegung und der Katholischen Männerbewegung in Zusammenarbeit mit der Legion Mariens gestaltet. Unsere benachteiligten Schwestern und Brüder im Glauben dürfen nicht vergessen werden!
Text und Bild: Veronika Margesin