Zu den charakteristischen Merkmalen unserer Pfarrgemeinde gehört zweifellos die Maria-Geburt-Prozession am ersten Sonntag im September. Es ist die farbenfroheste und traditionsreichste Prozession nicht unseres Dorfes, sondern von ganz Tirol, mit Böllern und Fahnenschwingen und dem Kirchtag von Oberlana.
Die Lananer Maria-Geburts-Prozession wird bereits in alten Tirolensien er-wähnt und hat ihren Ursprung vermutlich in der 1687 entstandenen Bru-derschaft der „Marianischen Liebesversammlung“. Deren Mitglieder waren verpflichtet, am Hauptfest der Bruderschaft zu Mariä Geburt (8. Septem-ber) teilzunehmen. Wenige Jahrzehnte nach der Gründung zählte die „Ma-rianische Liebesversammlung“ bereits 26.000 Mitglieder. Um dem Großteil von ihnen die Teilnahme an den Feierlichkeiten überhaupt erst zu ermöglichen, dürfte dieser „Umgang“ eingeführt worden sein. Er überdauerte die Einschränkungen durch Josefs II. und die bayrische Besatzung und ist heute noch Zeugnis alten Brauchtums und des Vertrauens der Landbevölkerung in Maria.
Die Maria-Geburt-Prozession findet jeweils am ersten Sonntag im Sep-tember statt und beginnt mit dem Festgottesdienst in der Kapuzinerkir-che. Anschließend führt die Prozession über den Gries zur Falschauerbrü-cke und weiter zur Ultner Kreuzung und von dort wieder zurück zur Kapu-zinerkirche.
Daneben gibt es in Lana die sog. „Marianischen Prozessionen“, die ebenfalls auf einen lange Tradition zurückblicken kann. Seit fast 300 Jah-ren erbitten die Lananer auf diese Weise immer wieder Schutz und Segen der Gottesmutter für unsere ganze Pfarrei.
Nachdem die Kapuziner 1648 nach Lana gekommen waren, versuchten sie hier die Marienverehrung und die Wallfahrt zu beleben. Dieses Angebot wurde von vielen Menschen aus allen Teilen des Burggrafenamtes und darüber hinaus gern angenommen. So entstand eine kleine Mariahilf-Kapelle, zunächst am Eingang der Gaulschlucht, die nach einer Überschwemmung an der anderen Seite des Weges an ihrer heutigen Stelle wieder aufgebaut wurde. Das Gnadenbild, eine Nachbil-dung des Maria-Hilf-Bildes von Passau, musste unter der Herrschaft von Kaiser Josef II. in die Kapuzinerkirche gebracht werden.
Am 2. Juli 1713 wurde in der Maria-Hilf-Kirche (heute landläufig St. Jo-hann genannt) eine Marianische Rosenkranzbruderschaft bewilligt. Von nun an fand an jedem ersten Sonntag im Monat und an den Marienfesten eine Marianische Andacht mit Predigt, Rosenkranz und Prozession statt. In den Verkündbüchern des Pfarrarchivs von Lana finden sich in späteren Zeiten immer wieder Umgänge mit und ohne das Allerheiligste oder – vermutlich in politisch schwierige Zeiten – auch einfach Andachten in der Kapuzinerkirche.
Nach der kirchlichen Anerkennung der Erscheinungen von Fatima weihte Papst Pius XII. in der großen Not des Krieges am 31. Oktober 1942 die ganze Welt dem Unbefleckten Herzen Mariens. Viele Diözesen und Pfarren folgten seinem Beispiel. Auch der damalige Dekan von Lana, P. Alfred Delucca OT, vollzog am 8. Dezember 1942 mit der Pfarre in der damals ganz neuen Hl.-Kreuzkirche die Weihe. Ein Jahr später findet sich im Verkündbuch der Pfarre erneut der Hinweis auf eine Marianische Prozession. Sie begann um 14 Uhr mit einer Predigt in der Hl.-Kreuzkirche, führte hinauf zum Carlikreuz (Einfahrt Ultnerstraße) und wieder zurück zur Kapuzinerkirche, wo der feierliche Schluss-Segen erteilt wurde. Im Kriegsjahr 1944 waren Prozessionen verboten, und so mussten Predigt und Rosenkranz in der Kreuzkirche gehalten werden. Doch seit 1945 ist die Marianische Prozession am 8. Dezember, dem Hochfest der Unbefleckten Empfängnis und dann auch an anderen Tagen immer belegt. Bis in den neunziger Jahren war sie immer auch noch mit einer Predigt gekoppelt, meist gehalten vom unermüdlichen und unvergessenen P. Wilhelm Declara OFMCap., der im Frühling 1995 verstarb.
Dem Einsatz des Maria-Geburts-Komitees von Oberlana, der Pfarre und vielen treuen Betern ist es zu verdanken, dass auch heute noch in den Herbst- und Wintermonaten in Lana insgesamt fünf sog. „kleine Prozessi-onen“ stattfinden:
- die Rosenkranzprozession (1. Sonntag im Oktober)
- am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis (8. Dezember)
- am Hochfest der Erscheinung des Herrn/Dreikönigen (6. Jänner)
- um Mariä Lichtmess (1. Sonntag im Februar, um 18 Uhr als Lichterprozession gehalten)
- um das Hochfest des hl. Josef (3. Sonntag im März)
Die Prozessionen beginnen jeweils in der Hl.-Kreuzkirche, führen über die Schmiedgasse und Kapuzinerstraße hinauf auf den Gries und die Gampenstraße und wieder zurück über die Kravoglstraße und den Gries in die Kapuzinerkirche, wo sie mit einer kurzen Andacht und dem eucharistischen Segen enden.